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12 Inseln hat der Dodekanes, darum heißt er ja so. Und 12 Inseln haben wir in drei Wochen besucht, wenn auch nicht alles die Hauptinseln des Dodekanes und manchmal bestand der Besuch nur darin, den Anker im Sand vor der Insel zu versenken.

Mein Gast E. landet pünktlich auf Kos und bringt mir neben den fehlenden Teile zum Bau des Toiletten Bypass auch meine Briefwahlunterlagen. Letztere gehen mit dem Skipper eines benachbarten Motorbootes, der in den nächsten Tagen zurück nach Deutschland fliegt, gleich wieder auf Reisen.

Von den diversen Teilen, die E. mitbringt brauche ich letztlich nur ein einziges, weil sich Plan A und B als nicht praktikabel oder sicher erwiesen. Der Abfluss vom Waschbecken ist jetzt halt in die Duschwanne geleitet, welche selber wieder in die Hauptbilge lenzt. Muss die halt öfter mal geleert werden.

E. beäugt die Bypass Konstruktion anfangs etwas skeptisch, aber der Zufriedenheitsgrad steigt mit jeder Benutzung.

Nach einem weiteren Hafentag (Wind ist eh keiner da) zum Eingewöhnen und Ankommen (und um nochmal einen Erdbeerbecher zu ergattern) geht es bei anfangs immer noch keinem Wind entlang der Südküste von Kos nach Nordosten. Als wir aus der Abdeckung der Insel kommen, bekommen wir auch den versprochenen Wind. Natürlich kommt der genau daher wo wir hin wollen. Gentlemen don't go upwind heißt es. Diesmal ist aber noch eine Gentlewoman an Bord, so dass nun doch gekreuzt wird, wobei wir immer darauf achten, die imaginäre rote Linie zur Türkei nicht zu überqueren. Wir sind mit der Fock zwar etwas langsam, aber Kreuzen mit der Genua, die bei jeder Wende um die innere Fock herum getragen werden muss, braucht auch nicht zu sein.

In Sicht und fast schon Rufweite von Bodrum kreuzen wir in der Straße zwischen Kos und dem türkischen Festland auf Richtung Pserimos. Irgendetwas scheint hier extrem im Frequenzbereich 2.4 GHz zu stören. Die Verbindung zu meinem Bord-WiFi-Router bricht ständig zusammen. Als wir später ein paar Meilen von der Grenze entfernt sind, ist der Spuk wieder vorbei. Ein Schelm wer böses dabei denkt...

Die letzten Meilen nach Pserimos werden dann doch angesichts der immer tiefer sinkenden Sonne doch wieder mit Maschine zurückgelegt und wir finden ein Plätzchen in der weit nach Osten offenen Buch Vathy auf Pserimos.

Der nächste Tag führt uns - natürlich ständig aufkreuzend - nach Kalymnos in die Ormos Palionosis. Der WiFi Spuk ist inzwischen wieder vorbei, auch wenn sich das eine oder andere vorwitzige Handy doch noch ins türkische Netz einbuchen will.

Die Ormos Palionosis ist sehr tief und bietet wenig Ankermöglichkeiten. Die Tavernenbetreiber hier haben jeweils einen Satz Mooringbojen ausgelegt. Weiß für die Taverne auf der Westseite, rot für die Taverne auf der Ostseite der Fjord ähnlichen Bucht.

Der rote Tavernenbetreiber hilft mit seinem Boot beim Aufnehmen der Mooring und weißt natürlich auf seine Taverne hin, die wir auch bald ausprobieren, nachdem wir bei unserem letzten Besuch hier die weiße Taverne in nicht ganz so positiver Erinnerung hatten. Diesmal werden wir nicht enttäuscht, auch wenn E.'s nach einem kleinen Tomatensalat doch zu etwas Verständnisproblemen führt.

Am nächsten Morgen leert sich die am Abend noch rappel volle Bucht sehr schnell und wir werfen als eines der letzten Schiffe von der Mooring los. Natürlich kreuzen wir wieder. Diesmal nach Leros in die Ormos Alintas auf der Ostseite der Insel. Hier waren wir ebenfalls schon und erinnern uns an die lange Suche nach einer passenden Taverne an der Uferpromenade (nicht weil es nicht mehrere gäbe sondern weil wir uns nicht entscheiden konnten). Darum bleiben wir an Bord. Den Tipp für eine gute Taverne erhalten wir erst später.

Ich muss sicher nicht erwähnen, dass wir auch am nächsten Tag kreuzen. Richtung Lipsi. Der Wind nimmt zu und soll weiter zunehmen. Darum suchen wir ein kuscheliges Plätzchen für 1-2 Tage. Obwohl ich den Ankerplatz vor Lipsi Stadt als recht schwellig in Erinnerung habe, versuchen wir es dort noch einmal, geben aber in Angesicht der hefitgen Böen und der in alle Richtungen drehenden wenigen anderen Ankerlieger dort schnell auf und gehen doch lieber in eine der Buchten an der Südseite von Lipsi. Hier ist es erwartungsgemäß deutlich voller, aber auch wesentlich ruhiger. Den Besuch der einzigen Taverne am Strand hier verschieben wir allerdings nach einigen Diskussionen auf unbestimmte Zeit. Ich hatte die Bewertungen des Delilah gesehen und auch wenn ich normalerweise auf die eine oder andere Negativbewertung nichts gebe, so gab es hier doch eine statistische Häufung von harschen negativen Kritiken, dass ich mir das nicht antun wollte, auch wenn E. es gerne ausprobiert hätte.

Nach einem Ruhetag geht der Wind wieder zurück, und zwar komplett, so dass nicht einmal Gentlewoman E. auf die Idee kommt, nach Agathonisi kreuzen zu wollen. Die Insel auf halben Wege zwischen Lipsi und Samos ist für mich auch neu und der winzige Hafen bietet wenig Platz und der ist natürlich bereits belegt, als wir ankommen. Wir legen uns daher in eine Nebenbucht vor Landleine und können das sehr begrenzte Strandleben beobachten.

Am Abend geht es mit dem Dinghy dann doch noch in den Ort wo wir in der Taverne Georgios eine hervorragend zubereitete Dorade, die vom Wirt direkt am Ufer vor unseren Augen gesäubert wird, genießen, mit Blick auf den winzigen Hafen.

Weil es hier so schön ist und eh kein Wind, bleiben wir noch einen Tag und wiederholen den abendlichen Landgang in einem anderen Restaurant, das aber zu unserem Fisch am ersten Tag doch etwas abfällt.

Wind gibt es allerdings immer noch nicht, als wir tagsdrauf nach Samos motoren. Da ein Ankern im Vorhafen von Pythagorion nicht mehr gestattet ist, legen wir zum ersten mal nach Kardamaina wieder an. Die Port Police weiß angeblich nicht, wer das Ankerverbot erlassen hat, aber sie setzen es durch. Es ist aber schon auffällig, dass das Verbot zeitgleich mit der Übernahme des Hafens durch einen neuen Betreiber in Kraft trat, dessen erste Handlung es war, die Preise von 10€ auf 40€ zu erhöhen. Die unvermeidliche Folge war, dass die Besucheryachten fernblieben, was wiederrum die geballte Macht der Tavernenwirte auf den Plan rief, die dem Hafenbetreiber ihren Standpunkt der Dinge nahelegten.

Jedenfalls bezahlten wir für die eine Nacht in Pythagorion wieder nur 15€, inklusive Strom und (trinkbarem !) Wasser, was ich durchaus als fair empfinde. Zumal es uns mehere Stunden Laufzeit des Watermakers ersparte um unseren halb leeren Tank wieder aufzufüllen. Auch sonst bietet der kleine Ort alle Versorgungsmöglichkeiten - und das beste Mandarinen- und Wassermeloneneis Griechenlands. Da kommt selbst die Eisdiele in Poros nicht mit.

Und Tavernen ohne Ende. Wollte man die alle durchprobieren müsste man wohl mindestens drei Wochen bleiben. Wir entschieden uns für das Mermizeli und wurden nicht enttäuscht. Das Essen war super und der Service extrem schnell und gut.

Am nächsten Tag kommen wir erst spät los, da wir noch einkaufen müssen. Wir wollen versuchen, vor der kleinen Samos vorgelagerten Insel Samiopoula zu ankern. Wir hatten uns in Pythagorion extra noch von einem Tripper Boat-Skipper erklären lassen, wo es am besten wäre und wie man die Riffe umsteuert. Aber weder der Ankerplatz auf der Nord- noch der auf der Südseite sprach uns wirklich an, so dass es dann doch weiter nach Fournoi ging - leider wieder unter Maschine.

Fournoi machte ihrem Ruf als schroffe und abweisende Insel alle Ehre. Unsere Versuche auf der Ostseite einen Ankerplatz zu finden schlugen fehl, da - wieder einmal - die Wassertiefen in der Karte in keiner Relation zu den wirklichen Wassertiefen standen. Es war bis kurz vor dem Ufer zu tief um sinnvoll zu ankern ohne Landleine. Inzwischen kam Südwind auf und damit auch ein Schwell, der die auf der Westseite der Insel liegenden, nach Südwesten offenen Buchten, bei Meltemi durchaus brauchbar bis gut,  ebenfalls wenig einladend erscheinen ließen.

Mit letztem Büchsenlicht retteten wir und auf Thymaina, die kleine Insel im Westen von Fournoi. Hier lagen wir gegen den Südwind sicher und geschützt und konnten als bald den Mondaufgang genießen.

Es ist schon faszinierend, wenn sich der Mond hinter dem Berg langsam durch ein immer heller werdendes Leuchten ankündigt und schließlich über dem Berg auftaucht.

Am nächsten Morgen dreht der Wind dann auf den üblichen Nordwest und wir müssen die Bucht bereits wieder verlassen. Vorher können wir uns den sehr ursprünglichen Ort aber auch noch mal bei Tageslicht anschauen.

Segelnd - und nicht einmal kreuzend - geht es nun wieder südlich Richtung Arki. Ebenfalls Terra Inkognita für mich. Um so mehr bin ich geschockt, als wir feststellen, dass hier alles rappel voll ist. Der Hafen des kleinen Ortes - voll. Das Bojenfeld auf der Insel gegenüber, das von den Tavernen dort betrieben wird - voll. Die beiden anschließenden Buchten  - voll. Es scheint so zu sein als würden sich alle Yachten des Dodekanes hier ein Stelldichein geben. Schließlich finden wir weit im Süden von Arki noch ein Plätzchen für die Nacht.

Der Meltemit hat nun wieder genug Luft geholt für eine neue Runde und für die nächsten Tage sind Winde mit Böen über 30kn angesagt. Also mal wieder auf der Suche nach einem kuscheligen Plätzchen. Die Wahl fällt auf die Agrolivadi Bucht auf Patmos, die wir am nächsten Tag segelnd erreichen. Bei unserer Ankunft herrscht noch reges Strandleben und eine Bojenkette verhindert, dass wir den Schwimmern zu nahe kommen - oder sie uns. Wir liegen hier bis auf eine mysteriöse Alu-Yacht weitestgehend alleine während der nächsten Tage, was nach Arki umso erstaunlicher ist. Schon in der Nacht fährt Äolos seine Regler hoch und mit dem Strandleben ist es vorbei. Die Sonnenschirme bleiben zugeklappt. Ich setzte E. an Land, die mit dem Taxi zum weltbekannten Kloster in der Chora fährt und dieses fast für sich allein hat.

Die Taverne am Strand hat zwar offen, aber nur bis 18 Uhr. Dafür können wir abends eine merkwürdige Prozession beobachten. Immer wieder fahren kleine Boote Personen zu der kleinen Insel am Ausgang der Bucht - und kommen leer zurück. Wir wissen, dass dort eine Kirche ist, also denken wir erstmal an eine Hochzeit. Aber irgendwie passt das nicht. Die Leute sind nicht entsprechend gekleidet und wir sehen auch niemanden zurückkehren. Die Spekulationen werden immer wilder. Menschenopfer ? Vampire ?

Des Rätsels Lösung liefert eine Google Recherche. Am 24.9. ist das Fest der heiligen Thekla und die Kapelle auf der Insel ist eine von mehreren Thekla geweihten Orte in Europa.

Unser eigener Versuch, sich diesen Pilgerort einmal aus der Nähe anzuschauen, scheitert allerdings an der auf dem kleinen Stein Anleger stehenden Welle. Hier wäre ein sicheres Anlanden mit dem Schlauchboot nicht möglich.

Das zweite Mysterium der Bucht ist die mit uns dort ankernde Alu Yacht

Wir sehen die ganze Zeit niemanden an Bord. Dennoch wird erst das AIS abgeschaltet, dann die Flagge eingerollt. Wir überlegen schon, einmal rüber zu fahren um zu schauen, ob da nicht wer im Salon rumliegt und Hilfe braucht. Aber es gibt immer wieder kleine Lebenszeichen. Trotzdem stufen wir das Schiff erst einmal als eine Marie Celeste ein. E. findet schließlich die Website der Yacht und kann für etwas Erleuchtung sorgen, so dass wir letztlich vermuten, dass der ältere Eigner und Skipper einfach mal seine Ruhe haben wollte und wie wir auf ein Abflauen des Windes wartete.

Der flaut auch nach zwei Tagen ab und wir verholen uns zwei Buchten näher an Skala, den Hauptort von Patmos, von wo aus ich mit dem Dinghy die halbe Meile zum Ort zum Brot kaufen fahre (und mit gefülltem Rucksack und zwei Taschen wiederkomme...), während E. auf das Schiff aufpasst - wohl die meiste Zeit aus dem türkisfarbenen Wasser heraus.

Nach dem Verstauen des "Brotes" geht es wieder einen kurzen Schlag rüber nach Lipsi. Auch diesmal gelingt es E. nicht mich zum Besuch des Delilah zu überreden.

In Archangelos, Leros nördlich vorgelagert, war ich schon oft, aber noch die an Land. Das sollte sich diesmal ändern, konnten wir doch eine Boje ergattern, was ja im Grunde immer zum Besuch der zugehörigen Taverne verpflichtet.

Die Speisenauswahl ist recht übersichtlich, die Saison geht ja auch zu Ende, aber die kleinen Thunfischsteaks sind durchaus schmackhaft. Und das Dutzend Katzen sorgt für Unterhaltung.

Weiter geht es nach Leros in die Xirocampos Südbucht. Auch dort war ich schon mehrfach aber noch nicht an Land. Xirocampos ist ankertechnisch nicht unproblematisch. Aber mit einem inzwischen geübten Türkis-Such-Gerät Namens E. am Bug finden wir auf Anhieb einen Sandflecken in den Seegraswiesen.

 Man fühlt sich hier jedenfalls in jeder Sprache willkommen.

Nächster Stop ist nocheinmal Pserimos. Wieder kreuzen wir. Diesmal vor dem Wind. Wir sind etwas zu früh auf Pserimos. Es liegen noch drei größere Ausflugsschiffe vor Anker, die die besten Plätze blockieren. Wir legen uns hinter eine Charteryacht mit großer und lustiger Crew. Zu groß und zu lustig und vor allem zu laut, wie wir befürchten und ankern nochmal um auf einen nun frei gewordenen Platz eines der Tripper Boote. Kurz danach geht auch die Charteryacht Anker auf und entschwindet. Wir sind dafür einem englischen Nachbarn aufgrund der etwas chaotischen Winde in der Bucht bisweilen zu nah und wir ankern nochmals um. Diesmal ein Stück weiter draußen um endlich Ruhe zu haben. Ich bin bereits leicht genervt... Morgens ist dann auch der Engländer schon weg.

Der letzte Schlag führt uns zurück nach Kos. Diesmal gibt es im Grenzgebiet keine WiFi Aussetzer. Dafür wechseln wir schon bald nach dem Auslaufen von der Genua auf die Fock, bläst es doch zeitweise mit 24kn. Natürlich nur solange bis wir die Fock ausgerollt haben...

Nach dem Runden der Südostecke von Kos geht der Spaß aber erst richtig los. Bedingt durch die hohen Berge fauchen Winde mit 30-35kn übers Meer. Die Welle ist zwar minimal durch das nahe Land, aber Wind reicht schon. Zum ersten mal seit Jahren kommt ein Reff in den Besan. Auch die Fock wird weit eingerollt. Damit jonglieren wir uns an der Küste lang, bis wir plötzlich in ein Loch fallen. Wind weg oder Süd oder was auch immer. Wir sind im Grenzbereich der Fallwinde von Kos. Ein paar hundert Meter weiter Richtung Land bläst es und bei uns ist Flaute. Beeindruckend.

Mit Maschine verholen wir uns wieder zum Wind, der ab der Mitte von Kos, wo die Berge niedriger werden auch wieder zivile Stärken annimmt. Die Ormos Kamaris können wir leider nicht ganz anliegen. Darum werden eine Stunde vor Sonnenuntergang die Segel geborgen und die verbliebenen 4sm gegenan motort.

Nach drei abwechslungsreichen Wochen fällt auf dem Starkwind erprobten Ankergrund vor Kefalos der Anker und E. hat noch einen Tag zum Packen :)

 

 

 

 

 

 

Nachdem die Saison 2020 wegen des von uns allen inzwischen so lieb gewonnenen Corona Virus erst im Juni startete und Anfang Oktober bereits wieder vorbei war und für Sioned im wesentlichen aus dem teils wochenlangen liegen an einem Ankerplatz bestand, ging es im August nach 10 Monaten Liegezeit auf Kreta endlich mal wieder los.

Ich war zwar bereits seit Mitte Juli wieder auf Kreta, aber aufgrund anhaltendem Meltemi war an ein Lossegeln nicht zu denken. Die seit 40 Jahren heftigste Hitzewelle in Griechenland ließ einen ohnehin jede überflüssige Bewegung vermeiden. Um 8 Uhr morgens vor dem Strand entlang zu schwimmen, wenn noch keine Touristen da waren, war da noch die beste Zeit des Tages. Unter Deck stiegen die Temperaturen im Laufe des Tages dann auf bis zu 43 Grad, so dass mein iPhone das Laden verweigerte und mein MacBook lange Abkühlpausen benötigte, damit man noch damit arbeiten konnte. Schöne Grüße vom Klimawandel.

Vielleicht wird es Zeit, über die Anschaffung von MIL-SPEC Geräten nachzudenken (im Volksmund Outddoorhandys genannt), die auch noch in diesem Temperaturbereich arbeiten.

Mitte August hatte der Meltemi dann ein Erbarmen und legte eine kurze Pause ein. Nach einem Zwischenstop vor Plaka in der Einfahrt zur Spinalonga Lagune, gegenüber der einstigen Leprainsel

ging es zur unchristlichen Zeit von 3 Uhr 30 morgens schon wieder Anker auf und in dunkler Nacht auf Kurs Astypaleia. Nach dem passieren der letzten Landecke von Kreta setzte sich ein stabiler Westwind um die 16 Knoten durch und mit guter Fahrt ging es in den Sonnenaufgang hinein. Der Wind hielt bis kurz vor der knapp 90 sm entfernten Insel an und ich konnte wie geplant noch bei Tageslicht in die Bucht von Maltezana einlaufen. Dort gibt es ein paar Mooringbojen, von denen die einzige unbelegte sich als sehr widerspenstig erwieß.

In ca. zehn Versuchen gelang es mir die Boje dreimal aufzunehmen, musste sie aber jedesmal wieder loslassen bevor ich die daran befestigte Mooringleine auf eine Klampe legen konnte. Zwar waren es nur ca. 10 kn Wind, aber das reichte schon, dass ich alleine ohne zweite Person an Deck zu langsam war und Sioned immer wieder achteraus trieb. Schließlich half mir der Eigner einer dänischen Yacht an der Nachbarboje mit seinem Dinghy.

Beim nächsten mal nehme ich meinen alten schwedischen Bojenhaken zur Hilfe, an den ich eine schon belegte Vorleine knoten werde. Damit kann ich die kurze Zeit nutzen, um den Haken einfach ins Auge der Mooringleine zu hängen und bin dann fest und kann das Feintuning in Ruhe erledigen.

Da der Meltemi schon wieder seine Pause beendet hatte, blieb ich ein paar Tage auf Astypaleia, wo man so das eine oder andere schattige Plätzchen finden kann.

Ich nutze die Zeit um in meiner Logbuch App Skippers Log einen CPA Alarm für AIS einzubauen.

Am letzten Tag ankert ein Grieche sehr nahe bei mir. Ich frage ihn, ob ihm bewusst sei, dass ich an einer Mooring liege und daher einen anderen Swojkreis habe als er. Anstatt zu verlegen geht er tauchen und holt eine weitere Mooring vom Boden hervor, an der er fest macht. Immer noch zu nahe für mein Wohlbefinden, aber zumindest haben wir nun vergleichbare Swojkreise. Eigentlich sollte ich nun selbst verlegen, aber der Ankergrund ist hier sehr verkrautet und die Faulheit siegt mal wieder. Dafür darf ich dann am nächsten morgen beim Frühstück, während die beiden männlichen Segler gerade ihren Hund im Dinghy ans Land Gassi fahren und Frauchen im Cockpit ungerührt zuschaut mit einem kräftigen Motorschub (immer noch an der Mooring liegend) eine Kollision vermeiden. Dem Griechen ist es egal.

Mit Nachlassen und leichter Drehung des Windes ging es dann nach Lakki zum verproviantieren, da die Auswahl in den beiden Minimärkten auf Astypaleia doch recht begrenzt ist. Das ist in Lakki nicht so. Gibt es nicht nur mehrere Supermärkte, Bäcker und Metzger sondern auch einen Schiffsausrüster und einen großen Baumarkt.

Dort kann ich auch ausstehende Klempnerarbeiten erledigen und einen Waschbeckenabfluss reparieren, damit ich beim Hände waschen nicht länger auch gleichzeitig die Füße waschen muss.

Da die nächsten Tage Flaute aus Süd vorherrscht und ein unangenehmer Schwell in die nach SW offene Bucht läuft, verhole ich mich auf die Nordseite von Leros in die Ormos Plakoudi, wo man bei Süd sehr ruhig liegt. Zwei Tage später dreht der Wind bereits wieder und ich fahre die 2-3 Meilen zurück nach Archangelos, einer kleinen Insel, die von Leros durch einen schmalen Kanal getrennt ist.

Die Bucht auf Archangelos ist eine "Drehwindbucht". Insbesondere am Morgen zeigen die Schiffe in jede beliebige Richtung und zwei Ankerlieger können sich auch schon mal Bug gegen Bug liegen. Wenn man das weiß und beim Swojkreis berücksichtigt ist alles ok, zumindest bis ein Unwissender seinen Anker in den eigenen Kreis legt. Diesmal geht aber alles gut.

Der Meltemi hat sich wieder in voller Pracht angekündigt und droht mit Böen bis zu 40 kn. Dafür ist mir die Drehwind Bucht zu unsicher und ich fahre zurück nach Lakki. Der Ankergrund vor Lakki ist allerdings auch nicht unproblematisch und ich schaffe es in drei Versuchen nicht, dass der Anker beim Einfahren über 2000 Umdrehungen hält. Bis 2000 ist alles ok, aber darüber bricht er in dem weichen Schlick aus. Und da es hier vermutlich recht voll werden wird und ich an gleicher Stelle schon einmal von einem driftenden Kat gerammt wurde, drehe ich wieder um und ankere auf Sandgrund auf halber Strecke die Bucht hinaus. Leider lässt der hier stehende Schwell die Nacht recht unruhig werden.

Also in den sauren Apfel gebissen und die ganze Höhe wieder verschenkt und am nächsten Tag zurück Kos in die Ormos Kamari am Westende der Insel. Der Sandgrund dort hält wie Zement und Schwell gibt es bei NW-N dort auch nicht. Und meinen Gast, der in ein paar Tagen an Bord kommt, freut es, muss sie doch nicht mit der Fähre nach Leros weiterfahren.

Der Wind wird nicht ganz so stark wie erwartet, trotzdem bin ich froh, hier zu sein. Die Bucht hat sich bereits in der Vergangenheit bei ähnlichen Windprognosen sehr gut bewährt. Es gibt eine Reihe von kleineren Supermärkten entlang der ansonsten von Tavernen gesäumten Uferpromenade, so dass auch die Versorgung gesichert ist und ich mein Brot nicht wieder selbst backen muss:

Als der Wind endlich nachlässt tuckere ich die 8 sm oder so nach Kardamaina und finde in dem sehr touristischen Ort einen Platz an der Pier, damit mein Gast ohne Dinghyfahrt an Bord kommen kann. Die Gerüchte dass ich nur wegen des besten Erdbeereisbechers von Griechenland hier angelegt habe entbehren natürlich jeder Grundlage.

Die Tage bis zur Ankunft meines Gastes E. verbringe ich mit Klempnerarbeiten, Wäsche waschen und Tavernen ausprobieren. Schon wieder Klempnerarbeiten ? Das Ablassventil des vorderen Fäkalientanks lässt sich nicht mehr öffnen und sämtliche Versuche führen nur zur seiner endgültigen Zerstörung. Ich habe zwar ein Ersatzventil, aber dieses zu wechseln während Sioned im Wasser ist, erscheint mir zu riskant, auch wenn der Borddurchbruch über der Wasserlinie liegt. Also bereite ich einen Bypass zum einen halben Meter daneben liegenden Seeventil fürs Waschbecken vor, zu dem mir E. die noch fehlenden Teile mitbringen will.

Am Freitag kommt E. schließlich mit dem Flieger aus Frankfurt an und mit dem Lotterleben ist es erstmal vorbei und ich muss segeln ;)