Wir warten noch einen Tag in der nicht wirklich pardiesischen Paradiesbucht ab und legen am Mittwoch morgen ab. Das erweist sich als schwieriger als geplant, da doch so viel Schwell in die Bucht steht, dass es nicht ratsam erscheint, mit dem Dinghy an die Felsen zu fahren um die Leinen zu lösen und meine Kette einzusammeln. Die zweite Landleine hängt zum Glück an einer stationären Kette. K. mutmaßt, dass dort wohl die Meerjungfrau aus meinem Dinghy angekettet gewesen sein mag und sie sich von dort befreit hat.
Als Verletzungsschutz zieht K. den Neopren über und ich fahre sie mit dem Dinghy so nahe an die Felsen ran, wie ich mich traue. Als erstes verlängern wir die Steuerbordlandleine um sie mit der stationären Kette auf Slip nehmen zu können. Dann kraxelt K. über die Felsen und löst unsere eigene Kette samt Schwimmleine. Die Kette gibt sie mir ins Dinghy und mit der Schwimmleine wird sie wieder an Bord gezogen. Nun kann die auf Slip liegende zweite Leine los und wir können endlich weg. Bei Flaute sah das alles viel unkritischer aus ;)
Den Versuch in einer Nachbarbucht nochmal zu ankern um den dortigen Supermarkt heimzusuchen geben wir auf. Trockenen Fusses währen wir gegen den uns entgegen blasenden Meltemi nicht an Land gekommen. Da der Wind gerade so gut passt setzen wir Kurs nach Parikia auf Paros und haben einen der wenigen schönen Segeltage seit Kreta.
Die Bucht von Parikia ist tief und bietet sehr guten Schutz gegen alle Winde außer West. Zwar ist sie bereits gut gefüllt mit Booten, die hier den Meltemi aussitzen, aber es ist noch reichlich Platz.
Der Ankerplatz ist enorm praktisch. Gibt es doch mehrere gute Dinghy Anlandestellen im Fischereihafen und dort sind ein Supermarkt, mehrere Bäcker, Ausrüster, Fischhandel und ein sehr gut sortierter Obst- und Gemüseladen nur wenige Meter entfernt. Ein Versorgungsparadies.
Während auf Mykonos die Flieger am laufenden Band ankamen geben sich hier die Fähren die Klinke, äh die Pier, in die Hand. Selten habe ich so eine hohe Frequenz von Fähren beobachtet wie hier. Trotzdem liegen zwischen dem recht beschaulichen Parikia und Mykonos Welten.
Wir bleiben mehrere Tage, während derer zwei Yachten an uns vorbeitreiben. Beide können rechtzeitig wieder eingefangen werden. Abend flaut es zum Glück immer deutlich ab.
Ein Fenster von ein paar Tagen mit Schwachwind bzw. südichem Wind nutzen wir, um auf die Nordseite der Insel umzuziehen, in die weiße Stadt Naoussa. Wir ergattern den letzten freien Platz an der Mittelmole und finden sogar eine Mooring vor. Diese allerdings mehrfach geflickt und zu kurz, so dass wir sie erstmal verlängern müssen.
Im Hafen bleiben wir allerdings nur vier Stunden. Und das kam so...
Nachdem ich mich im lokalen Eiscafé für die lange Warterei belohnt hatte
und wir nach unserem Stadtrundgang wieder an Bord waren, kam die hafenbekannte Dame mit dem pinkfarbenen Roller vorbei und bat uns ins "Marina" Office zwecks Bezahlung.
Das war für mich in Naoussa zwar ein Novum, aber ok. Im Büro hieß es nur Kartenzahlung. Kein Problem. 30 Euro für 3 Tage ist ja nicht die Welt. Leider wurde das POS Terminal gerade erst installiert und es funktionierte nicht. Und Barzahlung wurde nicht akzeptiert. Pink Lady hatte nun die grandiose Idee, ich solle noch zu einer bestimmten Bank irgendwo am Ende der Stadt gehen, dort eine Bareinzahlung tätigen und ihr die Quittung bringen. Mal abgesehen davon, dass es bereits nach 18 Uhr war fand ich diese Idee wenig ansprechend und lehnte das ab. Sie Bestand darauf dass ich zahlen müsse, wofür ich ja auch Verständnis hatte und bot ihr nochmal Bargeld an. Nein, das dürfe sie nicht annehmen. Na gut, dann gebe ich ihr das Bargeld und sie soll zur Bank und es einzahlen. Nein, dann fehle meine Unterschrift. Wenn ich nicht zahlen will etc etc...
Nun gut, wir einigten uns darauf, es am nächsten Tag nochmal mit dem Kartenlesegerät zu versuchen. Interessnter weise konnte unser österreichischer Nachbar am Vortag noch problemlos in Bar bezahlen.
Als ich, doch schon reichlich angepi...t, zum Schiff zurückkomme, schickt sich gerade ein 40' Kat an, neben uns längseits zu gehen - ins Päckchen. Normalerweise hätte ich damit kein Problem gehabt, aber nicht mit der maroden Mooring. Meine Einwände ignorierend wurde das Anlegemanöver weiter fortgesetzt. Nun hatte ich endgültig die Nase voll.
So schön wie der Ort Naossa ist, den Hafen muß ich mir nicht antun. Binnen 10 Minuten waren wir wieder raus und der Kat durfte sich mit der für ihn erst recht zu kurzen Mooring herumärgern. Um die Ecke ankerten wir wieder und konnten die Ruhe geniessen. Zwei Fliegen mit einer Klappe erledigt :)
Am nächsten Morgen verholten wir uns wieder näher an die Stadt. Der dortige Ankerplatz war nun frei. Bei einem Besuch im Hafen erwischte uns Pink Lady und fragte, wo wir denn hin seien. "Well... you said if we don't pay we have to leave....that's what we did..."
Noch eine weitere Begegnung haben wir hier. Nachwuchsskipperin S., die vor drei Jahren als "Bootsflüchtling" in Almerimar zu uns an Bord kam und bis Mallorca mitfuhr, machte gerade fest. Allerdings nur als Mitsegler auf einem dreiwöchigen Törn ab Leros.
Für die letzte Nacht verholen wir uns wieder in die ruhige SW Bucht, da sich der Ankerplatz vor dem Ort stark gefüllt hat und ein Boot verdammt nahe bei uns lag.
Die nächste Meltemiperiode zeichnete sich schon wieder am Horizont ab, aber wir hatten erstmal genug von permanenten 6 Bft. Flucht aus den Kykladen war also angesagt.
Mit einem Zwischenstop in Finikas auf Syros geht es nach Loutraki auf Kythnos. Wir sind recht früh da und erbeuten einen der begehrten Innenplätze. Der Hafenmeister ist sehr engagiert und versucht jeden irgendwie unterzubringen.
Selbst eine "X-Yacht" findet noch Platz mit Landleinen an der Außenmole.
Die Nebenbuchten beginnen auch bereits sich zu füllen.
Die Warnung vor schlechtem Ankergrund hat uns selbst davor abgehalten, dort zu ankern.
Loutraki ist irgendwie schnuckelig. Auf dem Weg aus dem Hafen kommt man zwangsläufig an allen Tavernen vorbei und jeder Wirt versucht den anderen zu übertrumpfen. Wir bekamen sogar einen Blumentopf angeboten...
Das Highlight ist aber die "Badewanne":
Hier mündet eine heiße Quelle direkt ins Meer und man kann dort in angenehmen 35-40 Grad Badewasser relaxen. Temperaturregelung durch Abstand zur Mündung.
Die andere Besonderheit betrifft die Boote, die an der Aussenseite des Hafens liegen. Pünktlich gegen 21:30 jeden Tag bringt eine in weiter Entfernung vorbeifahrende Fähre einen derartigen Schwell in die Bucht, dass die Boote dort wie wild rollen. Es sollen auch schon Masten aneinander geschlagen sein. Nach ein paar Minuten ist der Spuk wieder vorbei. Bis zum nächsten Abend.
Bevor der aufkommende Meltemi uns den Weg nach Norden versperrt, machen wir uns auf den Weg und fahren rüber nach Attika wo wir in der Passalimani Buch südlich von Lavrion ankern. Die Bucht bietet neben zwei Campingplätzen und diverser Wohnbebauung nichts besonderes und so nutzen wir den Meltemi nun zu unseren Gunsten und fahren am nächsten Tag Richtung SW nach Poros, vorbei an der göttlichen Bauruine des Poseidontempels.
Leider kommen wir damit viel schneller als geplant aus dem Bereich des Meltemi heraus und für die zweite Hälfte der Strecke muss wieder Mr. Yanmar herhalten.
Der Ankerplatz vor Poros ist mal wieder rappelvoll, aber wir finden noch ein Plätzchen. Eine Winddrehung am Morgen bringt uns aber Recht nah an den Franzosen heran, der nun nur noch wenige Meter hinter uns liegt. Er meint, er hätte Stahl, wir Plastik... Wo er Recht hat...
Eigentlich wollten wir in Poros einkaufen und Wäsche waschen. Aber das können wir auch in Ermioni, unserem eigentlichen Etappenziel. Also geht es nach dem Frühstück schon wieder weiter und wir können nach ein paar Stunden endlich den Anker vor dem kleinen Kiefernwäldchen der Halbinsel von Ermioni fallen lassen. Hier wollen wir die nächsten Tage verbringen bis der Wind uns wegscheucht.