Nachdem K. am Abend auf die Fähre nach Athen gestiegen ist, kommt zwei Tage später E. wieder einmal an Bord. Condor hat Verspätung und sie erwischt gerade noch den letzten Bus vom Flughafen in die Stadt.

Am nächsten morgen müssen wir schon los. Es ist Freitag und die Marina benötigt die Plätze für die zurückkehrende Charterflotte. Der anhaltende Nordwind verhindert den ursprünglichen Plan via Pserimos nach Kalymnos zu gehen. Also erst einmal an der Südküste von Kos entlang zurück nach Kefalos. Mit Fock und Besan laufen wir in 7er Böen bis zu 8 kn. Der bewährte Sandgrund in der Bucht von Kefalos hält uns sicher in der Nacht.

Erstmal wird der Beschwerde von E. über fehlende essentielle Nahrungsbestandteile nachgegangen und selbige an Land eingekauft. Da der Nord weiter anhalten soll, gehen wir am nächsten Tag südlich nach Giali. Obwohl auf der Insel immer noch aktiv Bimsstein abgebaut wird, liegt man dort ruhig und geschützt auf klarem Wasser und Sandgrund. Der Tagebau stört nicht wirklich, auch wenn das helle Gestein ganz schön blenden kann.

Dafür ist es am Abend herrlich ruhig.

Nach zwei Nächten vor Anker lässt der Nord nach und wir motoren  zurück nach Kos und an dessen Westküste weiter nach Norden. Sobald wir die Nordost-Ecke der Insel passiert haben, passt der Wind und wir können Potia auf Kalymnos gerade anlegen. Mit Groß, Genua und Besan geht es hoch am Wind in die Stadt der Schwämme.

Kurz vor Kalymos kreuzt in hoher Fahrt ein Kriegsschiff unseren Bug. Wir trauen unseren Augen nicht. Riesig groß weht vom Mast die türkische Flagge. Wir sind tief in griechischen Gewässern ! Wir haben das kaum realisiert als sich die Marine Station auf Kos auf Kanal 16 meldet und den Türken darauf hinweist, dass er das internationale Recht auf freie Durchfahrt (was nur für zivile Schiffe gilt, nicht für Krieger) verletzt und er sich gefälligst umgehend zu verpissen hat. Der Grieche formuliert das allerdings etwas höflicher. Den Türken störts nicht und er zieht unbeirrt seine Bahn. Immerhin Richtung Türkei. Allerdings folgen uns die zunehmend gereizter werdenden Funksprüche der Kos Marine Station bis zum Anlegen in Potia.

Beim Anlegen wollen wir gerade die Achterleinen übergeben, als uns der Nachbar dezent darauf hinweist, dass unser Anker noch am Bug hängt...Ups... Ich hab doch dauernd Kette gegeben. Hat sich doch der kurze Tampen, in den ich eine Tripleine einklinken kann, an einer Klüse verfangen und den Anker sicher oben behalten. Also das ganze nochmal...Wieder etwas gelernt, was man kontrollieren muss.

Nein wir sind nicht in Venedig auf dem Markusplatz, aber die Täubchen scheinen sich auch auf Kalymnos taubenwohl zu fühlen.

Ich stelle E. unserem Schwammverkäufer vom lezten Jahr vor und sie kauft ein halbes Dutzend Schwämme ein. Ich nur einen neuen.

Nachdem wir uns anhand der Tripadvisor Aussagen für keine Taverne entscheiden können und der Hunger überhand nimmt, nehmen wir einfach die direkt am Liegeplatz - und werden nicht enttäuscht.

Am nächsten Tag geht es weiter über Xirocampus auf Leros (wo ich mich nicht in das enge Bojenfeld traue und davor ankere) nach Lipsi. Eigentlich wollten wir auf die Nordseite von Leros, aber der Wind kam gerade passend für Lipsi. Die Bucht teilen mit nur zwei anderen Yachten. Zurück nach Leros dann am nächsten Tag.

Diesmal sehen wir sie zwar nicht, hören aber wie sowohl Kos Marine als auch Leros Marine sich zeitgleich mit diesmal zwei Erdoganischen Kriegern herumplagen müssen. Die Griechen sind nun wirklich genervt. Dazu kommen in diesen Tagen über 90 Luftraumverletzungen durch die Türken. Ich kann nur die Geduld der Griechen bewundern ob dieser permanenten aggressiven Provokationen. Wenn die wie die Iraner reagieren und Eindringlinge einfach runterholen würden, könnten wir uns ein neues Revier suchen. Weil dann hier erstmal alles in Flammen stünde.

Wir fahren die Lakki Bucht nicht bis zum Ende hoch sondern ankern auf halbem Weg vor einer Taverne. E. ruft dort an und bekommt bestätigt, dass sie auch offen hat. Die Wirtsfamilie ist sehr bemüht um uns als einzige Gäste und als ich nach Eiswürfeln frage werden sie kurz darauf per Taxi geliefert. So einen Service hatte ich zuletzt in Porto Heli erlebt, als der Wirt extra jemanden mit dem Moped losschickte um Melonen für unseren Nachtisch zu holen. Leider wird das Essen den Bemühungen nicht so richtig gerecht. Goodwill Punkte gibt es trotzdem.

Am nächsten morgen verholen wir uns dann noch vor Lakki. Während E. nocheinmal ums Schiff schwimmt, fahre ich an Land um unsere Gemüse und Obst Vorräte zu ergänzen.

Auf dem Weg zum nächsten Ziel liefern wir uns ein Kopf and Kopf Rennen mit einer Amel Santorin. Das geht untentschieden aus, weil wir vorher in die Ormos Palionisos auf Kalymnos einbiegen.

 

Hier gibt es die rote und die weiße Taverne, erkennbar an den roten und weißen Bojen. Trotz roter Boje gehen wir in die weiße Taverne. Vermutlich ist das der Grund, warum das Essen nicht den Lobgesängen in den Bewertungen entspricht. Zumindest kommt der rote Tavernenwirt nicht mit dem Peekhaken zu uns raus.

Weiter geht es in die Bucht der irren Winde. So einen offiziellen Namen hat die nicht, oder vielmehr hat sie mehrere. Mehr als 1-2 Boote passen hier in Anbedracht der chaotischen Böen nicht hin.

Obwohl wir NW haben, kommt der Wind aus allen Richtungen von N über W bis S. Auf dem Wasser kann man teilweise kleine Wirbel erkennen.

Am Strand hat sich jemand ein kleines Paradies gebaut. Tagsüber wird dort kräftig gebadet. Nachts kommt dann noch Ostwind dazu, der uns nahe an eine weiße Boje bringt, die angeblich einen Stein markieren soll. Zu nahe. Wir ankern um. Die Entfernungskreise der Anchorwatch App sind mal wieder eine große Hilfe dabei ein neues Plätzchen zu finden.

Noch einmal geht es nach Kefalos und tags drauf nach Kardamena. Wir kommen gegen Mittag an und finden noch einen Platz im Hafen, der maximal Raum für ein Dutzend Boote bietet.

Kardamena ist Tourismus pur, allerdings nicht zu aufdringlich. Die Hafenpromenade ist laut aber nicht zu laut. Der Bürgermeister hat hier angeblich mal ein Machtwort gesprochen. Neben dem Hafen ist ein Strand, den wir nach dem Anlegen auch gleich nutzen. Die Tavernen sind alle recht gut und die Portionen üppig.

E. kommt hier endlich zu ihrer Mezze Platte, bevor sie am nächsten Morgen zurück nach D fliegt.

Ich bleibe hier noch eine Woche, suche und finde die Wäscherei und den Bäcker, probiere die verschiedenen Tavernen durch - und lasse mir mein Fahrrad klauen, das seit Gibraltar treu an Bord langsam vor sich hinrostete. Das war mit einem stabilen Faltschloss an einen Laternenpfahl angeschlossen. Mit einem Bolzenschneider kommt man da nicht durch. Da hilft nur eine Flex oder Eisensäge. Und nach der vierten Nacht war es weg.

Die Portpolice hat es sich zwar angehört und meinte sie würden es suchen, aber naja... irgendwas müssen sie ja sagen. Als ich das ganze mit dem Hafenkassierer bespreche, der wiederrum mit Wirt 1 (gegenüber dessen Taverne das Fahrrad auf der anderen Straßenseite stand) und Wirt 2 (eine Taverne daneben) spricht zeichnet sich ein etwas anderes Bild ab. Während Wirt 1 beteuert, sich umschauen zu wollen und am Nachmittag hätte ich das Rad bestimmt wieder - was nicht der Fall war - und Albanern und Pakistanis die Schuld gab meinte Wirt 2 unter der Hand, Wirt 1 habe das rostige Ding vor seinem Laden gestört und es selbst entfernen lassen. Dazu würde dann passen, dass rechts und links weniger gut gesicherte und neuere Räder unbehelligt blieben. Kann man natürlich nicht beweisen, klingt aber plausibel. Schade so etwas. Das trübt die Stimmung doch schon gehörig.

Trotzdem muss ich noch etwas in Kardamena aushalten - Nordwind halt. Als mein schweizer Nachbar ablegt höre ich ein verdächtiges Zischen, als sich unsere Fender berühren - und einer meiner neueren Fender sieht recht platt aus. Huch... gibt es Fendervampire ?

Die beiden Beschädigungen erinnern jedenfalls an einen Vampirbiss.

Indes, der Schuldige ist schnell gefunden. Die beiden Schrauben, die die Relingstütze von außen halten, haben den genau gleichen Abstand. Der Schaden ist vermutlich schon auf Kreta entstanden, wo ich die Fender alle unten an den Relingsfüßen angebunden hatte. Da konnte der Fender mit den Schrauben in Kontakt kommen. Wieder etwas worauf man achten muss...

Ich freue mich jedenfalls schon darauf morgen den nach dem Diebstahl nicht mehr ganz so gastlichen Hafen zu verlassen und bei abflauendem Nord eben diese Richtung einschlagen zu können um vor Anker liegend wieder vom Schiff aus baden zu können.