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Zur Erholung vom Medicane bleiben wir noch einen Tag in Ermioni und nehmen dann direkt Kurs auf Kythnos in die "Ich-bin-zwei-Buchten-Bucht" Ormos Kolona. 55 sm und gerade nicht genug Wind um die Strecke bei Tageslicht segelnderweise zu schaffen.

Am späten Nachmittag laufen wir ein und ankern diesmal im Westteil der Bucht. Das Wasser ist kristallklar aber aufgrund des Wetters der letzten beiden Wochen doch vergleichsweise frisch.

Kurze Zeit später werden wir Zeuge des Ankergesprächs einer deutschen Charteryacht. Wie so häufig zu beobachten haben die Jungs den Anker fallen lassen und ihn dann erstmal mit zig Metern Kette erschlagen. Immerhin überprüfen sie ihn schnorchelnder Weise. Das hörte sich dann so an:

"Geh mal ein bischen zurück... Die Kette liegt da so in Schlangenlinien im Zickzack." Kurz darauf: "Ja, jetzt ist besser, aber der Anker liegt da nur so rum." Noch ein bischen weiter zurück und der Anker gräbt sich doch noch ein und auch die Kette ist nun zackig gerade.

Später läuft die Oktober-Törn-Segel-Forum Crew ein, die diesmal dank der Air Berlin Pleite vom Ionischen Meer in die Ägäis gewechselt sind. Gemeinsam besuchen wir die einzige Taverne der Bucht, deren Preise man ihre Monopolstellung anmerkt.

Während die Forums Kollegen beschließen, dass es hier schön genug ist, fahren wir am nächsten Tag weiter nach Loutra, auf die andere Seite der Insel, wo sich der Hafen an diesem und am Folgetag mit gleich zwei Regattaflotten füllt.

Leider ist die schöne Badewanne, die aus einer heißen Quelle gespeist wird, den Sommer über fast komplett versandet und man kann dort derzeit nicht viel mehr als den Achtersteven anfeuchten statt wie im Frühjahr untertauchen. Soll aber laut Hafenmeister fürst nächste Jahr wieder ausgebaggert werden.

Nach zwei Tagen geht es weiter. Eigentlich wollten wir gleich nach Paros, aber die hohe Welle von der Seite und 7 statt der versprochenen 5 Bft lassen uns einen Zwischenstopp in Finikas auf Syros einlegen.

Hier bekommt man von dem Wind nicht so viel mit, aber jenseits der Bucht kann man auch am Folgetag draußen immer noch die hohe See erkennen. Also lassen wir uns lieber neugierig von den Einheimischen beäugen.

Nach zwei Tagen geht es mit etwas schwächerem Wind und angenehmerer Wellenrichtung dann doch noch nach Paros in die weite Bucht von Naoussa, die bei jeder Windrichtung einen geschützten Ankerplatz bietet. Diesmal suchen wir den vor der kleinen Werft im Norden der Bucht aus.

Die Aufpall Methode ist typisch griechisch und keine der ich in einer Erdbebenregion mein Schiff anvertrauen möchte.

Wir bleiben nur eine Nacht und fahren dann zu Ziegenpeter, der eigentlich Vasilis heißt nach Kalando an der Südwestecke von Naxos. Wie erwartet haben wir den Hafen fast für uns allein. Nur eine weitere Yacht läuft kurz nach uns ein. Dafür müssen wir uns unter Einsatz von Wasserwerfern der Enterversuche der Einheimischen erwehren.

Diese Bewohner wollten zwar nicht an Bord, wollten aber auch nichts davon hören, ob Zitronen- oder Tomatensoße besser zu ihnen passt:

Leider hatte Ziegenpeter keinen seiner hausgemachten Käse mehr. Er meinte, die Ziegen bräuchten um diese Jahreszeit ihre Milch für den Nachwuchs.

Wir fahren einen Katzensprung weiter nach Schinoussa und haben die Bucht dort für uns allein. Was gut ist, denn mehr als 1-2 Schiffe passen da auch nicht rein. Der Ankergrund ist suboptimal und die hellen Sandflecken, auf denen wir unser Glück versuchen entpuppen sich später als massive Felsplatten. Im dritten Anlauf haben wir dann doch noch Glück und können ihr wunderbar ruhig liegend die Zeit bis zur Weiterfahrt abwarten.

Schinoussa gehört zu den sogenannten "Kleinen Kykladen" was sich auch in der Fährversorgung wiederspiegelt:

Von der Chora aus hat man einen schönen Überblick über die umliegenden Inseln und Buchten.

Die Versorgungslage ist aber sehr auf die Fähre abgestimmt. Fleisch kann man bei der Mutter der einen Minimarkt-Besitzerin abends bestellen und dann am nächsten Tag abholen.

Es soll aber in der Chora ein hervorragendes Restaurant geben, was wir allerdings nicht ausprobierten. Ein Aufstieg war mir genug ;)

Nach drei Tagen in Schinoussa geht es weiter nach Anafi und ich stelle mir immer vor, wie die Seefahrer der Antike hier das Gefühl haben mussten, über das Ende der Welt hinauszufahren. Kommt doch nach Anafi erstmal 60 sm nichts mehr.

Der Ankerplatz vor der Insel ist wie erwartet unruhig und rollig. So brechen wir am nächsten Tag noch im Dunkeln auf, um genug Zeit für die lange Strecke bis Kreta zu haben. Dafür werden wir (zumindest der Teil der Crew, der sich nach dem Anker auf nicht wieder in die Koje verkrochen hat) mit einem schönen Sonnenaufgang belohnt.

Diesmal müssen wir kein Slalom zwischen Fischern fahren und können nach 11 Stunden Motorsegeln in der Bucht von Spinalonga vor Elounda wieder den Anker fallen lassen.

Ein Tag Erholung gönnen wir uns, bevor es weiter nach Agios Nikolaos geht, wo unser Liegeplatz mal wieder noch nicht frei ist. Wir verbringen eine weitere Nacht längseits an der Außenmole und ich nutze die Gelegenheit, unsere Rettungsinsel zur Wartung von Bord zu schaffen.

Mit einem Tag Verspätung können wir uns dann wieder an den gewohnten B Steg legen und mit den Vorbereitungen für den langen Winter beginnen.

2018 ist Sioned verhältnismäßig wenig herumgekommen. Ca. 1300 sm in 6,5 Monaten. Lange Zeiten vor Anker im Saronischen und Argolischen Golf haben daran Schuld. Aber wir sind ja nicht auf der Flucht.

 THE END (2018)

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